Augen auf beim Einkauf - wie Körperpflegeprodukte die Hormone beeinflussen

 

Bei jedem Einkauf gibt es etwas gratis dazu, von dem wir nichts ahnen: Chemikalien, die unser Hormonsystem beeinflussen und uns krank machen können. Die Wissenschaft warnt vor diesen Stoffen seit Jahren.

Viele Kosmetika und andere Alltagsprodukte enthalten hormonwirksame Substanzen. Sie machen Plastikverpackungen und Plastikspielzeug weich, ebenso die Innenbeschichtung von Konservendosen oder Coffee-to-go-Bechern. Sie sorgen dafür, dass der Thermodruck von Parkscheinen funktioniert. Und sie stecken in den meisten Kosmetikartikeln, zum Beispiel um sie länger haltbar zu machen. 

Körper- und Haarpflegeprodukte sowie Kosmetika enthalten chemische Stoffe, die den Hormonhaushalt durcheinanderbringen können , zeigte eine Studie, die vom National Institute of Environmental Health Sciencesund den National Institutes of Health finanziert und im Dezember 2023 im Fachjournal Environmental Research veröffentlicht wurde.

Um welche Stoffe geht es und warum sind sie nicht längst verboten? Zwei einfache Fragen, die sich nicht einfach beantworten lassen. Unklarheit herrscht bereits darüber, wie viele hormonwirksame Chemikalien es überhaupt gibt. Fast 300, sagt die EU. Für viel zu wenig hält das die Weltgesundheitsorganisation WHO.

Es handelt sich dabei um die folgenden Chemikalien:

Phthalate

Parabene

Phenole (z. B. Triclosan)

Bisphenol A

Dioxane

Triclocarban

Diese Chemikalien können leicht die Hautbarriere passieren, in den Blutkreislauf gelangen und dort den Hormonhaushalt stören. Sie können z. B. die Bildung von Hormonen beeinträchtigen oder die Regulierung des hormonellen Gleichgewichts, den Transport von Hormonen im Körper, den Hormonstoffwechsel und die Hormonbindung an den Zielzellen stören.

Frühere Studien weisen darauf hin, dass der Gebrauch von Körperpflegeprodukten, die diese Chemikalien enthalten, zu Endometriose und Brustkrebs beitragen können.

Besonders in der Schwangerschaft auf hochwertige Produkte achten

Besonders störanfällig ist der Hormonhaushalt während der Schwangerschaft, so dass gerade in dieser Lebensphase oder natürlich auch, wenn eine hormonell bedingte Erkrankung vorliegt, sorgfältig auf die Qualität der verwendeten Körperpflegeprodukte und Kosmetikartikel geachtet werden sollte.

Manche Produkte, wie z. B. Glättungs- und Blondiermittel, die es in unbedenklicher Qualität meist gar nicht gibt, sollten besser ganz gemieden werden.

Studie: Haarprodukte senken Spiegel wichtiger Hormone

Überprüft wurden in der Studie die Zusammenhänge zwischen bestimmten Körperpflegeprodukten und dem Spiegel der Geschlechtshormone (Östrogen und Progesteron) sowie den Schilddrüsenhormonen.

Die Wissenschaftler untersuchten das Blut von 1.070 schwangeren Frauen zwischen 18 und 40 Jahren, die Teilnehmerinnen in der Puerto-Rico-PROTECT-Cohort-Studie waren, einer Studie, in der man Umwelteinflüsse auf schwangere Frauen und deren Kinder untersuchte.

Im Rahmen der Studie gaben die Frauen an, welche Körperpflegeprodukte und Kosmetikartikel sie regelmässig nutzten, z. B. welche Parfums, Nagellacke, Rasiercremes, Mundspülungen, Shampoos, Blondiermittel und Glättungsmittel.

Blutproben wurden 2-mal während der Schwangerschaft genommen und auf 9 Hormone untersucht (Steroid- und Schilddrüsenhormone).

Es zeigte sich folgender Zusammenhang: Je mehr Haarprodukte, wie Haarfarben, Haarschaum, Blondier- und Glättungsmittel verwendet wurden, umso niedriger war der Geschlechtshormonspiegel der entsprechenden Frauen.

Im Vergleich zu den Frauen, die die genannten Haarpflegemitteln nicht verwendeten, hatten die Haarproduktenutzerinnen ein um 7,1 Prozent niedrigeren SHBG-Wert, einen um 23,2 Prozent niedrigeren Östrogenwert und einen um 21,5 Prozent niedrigeren Progesteronwert. (SHBG steht für Sexualhormon-bindendes Globulin. Es ist ein Transportprotein für Geschlechtshormone und reguliert deren Wirkung.)

Hormonstörungen schaden dem Kind im späteren Leben

Gerade diese Hormone sind jedoch für eine gesunde Schwangerschaft und ungestörte Embryonalentwicklung entscheidend. Wenn es bei diesen Hormonen in der Schwangerschaft hingegen zu Beeinträchtigungen kommt, dann kann dies zu Wachstumsstörungen, Frühgeburten und einem niedrigen Geburtsgewicht führen.

„Wenn sich der Hormonspiegel gerade in der Schwangerschaft aufgrund äusserer Einflüsse ändert, dann kann dies sogar noch Folgen für die Gesundheit des Kindes im späteren Leben haben, sich z. B. negativ auf das Wachstum des Kindes (nach der Geburt) auswirken, den Pubertätsverlauf beeinträchtigen und sogar das Risiko für hormonsensitive Krebsformen erhöhen (Brust-, Eierstock- und Gebärmutterkrebs)“  sagt Studienautorin Zorimar Rivera-Núñez, Professorin der Medizin an der Rutgers University in New Jersey/USA.

Bisphenol A schuld für niedrige Hormonspiegel bei Männer und Frauen?

Bisphenol A (BPA) ist eine synthetische chemische Verbindung, das häufig in der Herstellung von Polycarbonat-Kunststoffen und Epoxidharzen verwendet wird. Diese Materialien finden sich in einer Vielzahl von Produkten, darunter Plastikflaschen, Konservendosen, Kassenbons und sogar in der Beschichtung von Lebensmittelverpackungen.

Vorkommen von Bisphenol A

BPA ist weit verbreitet in der Umwelt und kann durch verschiedene Wege in den menschlichen Körper gelangen. Lebensmittel, die in Plastikverpackungen gelagert oder verarbeitet wurden, sind eine Hauptquelle für BPA. Da BPA ein sogenannter Weichmacher ist kann man davon ausgehen, je weicher eine Plastikverpackung oder eine Plastikflasche ist desto höher ist der Gehalt an BPA.

Darüber hinaus kann BPA auch durch den Kontakt mit bestimmten Kosmetika und Sonnenschutzmitteln aufgenommen werden.

Wirkung auf den Hormonhaushalt

BPA wird als endokriner Disruptor bezeichnet, da es die normale Funktion des Hormonsystems stört. Es wirkt ähnlich wie das weibliche Sexualhormon Östrogen und kann die Wirkung von männlichen Sexualhormonen wie Testosteron sowie von Schilddrüsenhormonen hemmen.

Wirkung auf Frauen

Bei Frauen kann BPA die Östrogenspiegel beeinflussen, was zu hormonellen Ungleichgewichten führen kann. Dies kann Auswirkungen auf die Menstruationszyklen, die Fruchtbarkeit und das Risiko für hormonabhängige Krebsarten haben. Studien haben gezeigt, dass BPA die Entwicklung der weiblichen Geschlechtsorgane und die Fortpflanzung beeinträchtigen kann.

Wirkung auf Männer

Bei Männern kann BPA die Testosteronproduktion beeinträchtigen, was zu einer Verringerung der männlichen Fruchtbarkeit und zu Veränderungen der sexuellen Funktion führen kann. Es gibt Hinweise darauf, dass BPA auch das Risiko für Prostatakrebs erhöhen kann.

Spermien finden schwerer zur Eizelle

Spermien werden im Körper der Frau durch die Eizelle angelockt, die zu diesem Zweck Hormone aussendet. Christoph Brenker vom Zentrum für Reproduktionsmedizin der Universität Münster wollte wissen, ob Spermien im Labor durch die hormonwirksamen Chemikalien genauso ein Locksignal erhalten. Zum Beispiel durch Stoffe, die in vielen Sonnencremes, in der Zahnpasta oder im Deo stecken. Bei 30 von 100 der am weitesten verbreiteten Substanzen konnte gezeigt werden, dass diese Substanzen Signale in den Spermien auslösen und sie die Eizelle nicht mehr so leicht finden konnten.

Besonders alarmierend war ein weiteres Experiment des Münsteraner Forschers: Wenn die Samenzellen auf zwei hormonwirksame Stoffe gleichzeitig treffen, dann verdoppelt sich der Effekt nicht nur. Die Kombination führt Spermien gleich zehn Mal so häufig in die Irre.

Naturprodukte verwenden oder ganz verzichten!

HausärztInnen und GynäkologInnen sollten – so die ForscherInnen – ihre Patientinnen über die hormonschädlichen Inhaltsstoffe vieler Haarpflegeprodukte aufklären: Wenn Sie Haarprodukte benötigen, dann kaufen Sie diese am besten in den Bioläden und Reformhäusern ein. Achten Sie darauf, dass keine der oben genannten Chemikalien enthalten ist. Sollten Sie in einem Bereich kein unbedenkliches Produkt finden, verzichten Sie Ihrem Kind zuliebe wenigstens während der Schwangerschaft darauf.

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