Krafttraining im Alter kann vor Stürzen schützen
Im Alter degenerieren Nerven zunehmend. Krafttraining kann diesem Prozess entgegenwirken und Senioren so vor Stürzen und Unfällen schützen.
Mit dem
Alter verändert sich der Körper stark. Die Muskulatur nimmt ab, der
Stoffwechsel verändert sich, und auch Nerven degenerieren und zeigen
altersbedingte Funktionsverluste, beispielsweise bei der Reizweiterleitung.
Dadurch steigt das Risiko für schwere Stürze und andere Unfälle.
Eine neue
Studie zeigt nun: Krafttraining kann nicht nur Muskulatur und Knochen im Alter
erhalten. Es kann auch altersbedingten Nervenschäden entgegenwirken und hat auf
diese Weise das Potenzial, Senioren vor Stürzen zu schützen. Das haben
Forscherinnen und Forscher von der Syracuse University im US-Bundesstaat New
York herausgefunden. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift "Medicine
& Science in Sports & Exercise" veröffentlicht.
Nervengesundheit
anhand der Griffkraft untersucht
In der
Studie haben die Wissenschaftler untersucht, ob gezieltes Krafttraining der Beine
und der Hand die Nervenfunktion im Alter verbessern kann. Insgesamt nahmen 48
Menschen im Alter von 18 bis 84 Jahren an der Untersuchung teil. Eine Hälfte
absolvierte ein spezielles Trainingsprogramm, die andere diente als
Kontrollgruppe.
Die
Trainingsgruppe führte über vier Wochen hinweg dreimal pro Woche ein spezielles
Krafttraining durch. Vor und nach dem Programm testete das Forschungsteam, wie
schnell die Nerven im Arm elektrische Reize an die Muskulatur weiterleiten.
Nerven
reagieren auch im Alter noch auf Reize
Das
Ergebnis: In allen Altersgruppen verbesserte sich die Nervenleitgeschwindigkeit
durch das Training deutlich. Dabei profitierten ältere Teilnehmer (zwischen 60
und 84 Jahren) in vergleichbarem Maß wie jüngere vom Training. Das widerspricht
der gängigen Annahme, dass die Anpassungsfähigkeit von Nerven mit dem Alter
stark abnimmt.
Ein Nerv
besteht aus vielen Nervenfasern, den Axonen der Neuronen. Die "schnellen
Nervenfasern", die von diesen Neuronen gebildet werden, nehmen mit
zunehmendem Alter zuerst ab und können dann Muskeln nicht mehr aktivieren. Die
Forscher vermuten, dass das Training diese schnellen Nervenfasern bei den
älteren Teilnehmern reaktiviert hat – ein Prozess, der als Reinnervation
bezeichnet wird.
Krafttraining
kann vor Stürzen schützen
Studienleiter
Jason DeFreitas erklärt: "Wenn schnelle Neuronen verloren gehen, verlieren
Sie auch die schnellen Muskelfasern, die von ihnen aktiviert werden. Dadurch
verringert sich Ihre Kraft und die Geschwindigkeit, mit der Sie Kraft erzeugen
können. Wenn Sie diese verlorenen Neuronen reaktivieren können, können Sie
wieder schneller Kraft erzeugen. Das hat praktische Auswirkungen, sodass aus
einem Ausrutscher oder Stolperer kein schwerer Sturz wird."
Auch Andrew Jones, Herausgeber von "Medicine &
Science in Sports & Exercise", erklärt, dass die neue Studie wichtige
Ergebnisse liefert, da sie zeigt, "dass die Nervenfunktion bei älteren
Menschen trainierbar ist". Das wiederum könne langfristige Auswirkungen
auf die Motorik, die Unabhängigkeit und die Lebensqualität von Senioren haben.
Zudem könnte die Studie weitere Untersuchungen dazu anregen, ob Krafttraining
auch bei anderen, nicht altersbedingten Nervenschädigungen – etwa bei
verschiedenen neurologischen Erkrankungen – eine wirksame Gegenmaßnahme
darstellt.
Quellen:
journals.lww.com: "An Exercise Intervention May
Counteract the Degradation of Nerve Conduction from Age-Related Disuse".
news.syr.edu: "Resistance Training May Improve Nerve
Health, Slow Aging Process".
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