Arzneimittel als Nährstoffräuber
Medikamente können Leben retten, Leben verlängern und das Leben für viele wieder lebenswert machen.
48% aller
deutscher Erwachsene nehmen regelmäßig ein oder mehrere Medikamente ein.
Gleichzeitig
gibt es eine Seite dieser Medikamente, über die nur selten aufgeklärt wird.
Sie
beeinflussen nämlich nicht nur den pathologischen Prozess, gegen den sie wirken
sollen – sondern auch unseren Nährstoffhaushalt.
Manche
hemmen die Aufnahme, andere erhöhen die Ausscheidung oder steigern den
Verbrauch bestimmter Mikronährstoffe. Und diese Veränderungen bleiben häufig
unbemerkt, manchmal über Jahre.
Die Folgen
zeigen sich dann schleichend: abnehmende Energie, häufige Infekte,
Stimmungsschwankungen, Schlafprobleme, Muskelschmerzen, Reizbarkeit oder
Konzentrationsstörungen.
Viele
glauben dann, „das Alter“ sei schuld oder „die Krankheit wird schlimmer“ -
dabei ist es nicht selten ein stiller Mikronährstoffmangel, ausgelöst durch das
Medikament selbst.
Warum
Medikamente Nährstoffe beeinflussen?
Jedes
Medikament hat einen Hauptwirkmechanismus. Dieser Mechanismus beeinflusst
jedoch oft dieselben Stoffwechselwege, die auch Vitamine, Mineralien,
Antioxidantien und Enzyme nutzen.
Einige
Beispiele:
- Wird ein Enzym blockiert, sinkt nicht nur ein Krankheitsmarker – manchmal sinkt gleichzeitig die körpereigene Synthese eines wichtigen Nährstoffs.
- Wird die Magensäure reduziert, wird zwangsläufig die Aufnahme bestimmter Vitamine und Mineralstoffe reduziert.
- Wird die Niere zur Mehrarbeit angeregt, steigt die Ausscheidung von Elektrolyten.
- Wird eine Entzündung gedämpft, verändert das den Bedarf an Vitamin C, Zink oder Vitamin D.
Die sieben Medikamentengruppen, die am stärksten in
den Nährstoffhaushalt eingreifen
Ich habe die relevantesten
Gruppen zusammengestellt – basierend auf aktueller Forschung und den Arbeiten
von Uwe Gröber, einem der führenden Mikronährstoffexperten Europas.
Und ich erwähne an jeder Stelle die typischen Mikronährstoffe, die sich
zur Begleitung bewährt haben, inklusive praxisnaher Dosierungen (Notiz: die
Dosierungen sind natürlich sehr individuell und hier nur eine Empfehlung, ohne
deine genaue Versorgung zu kennen).
1. Statine
Statine hemmen ein Enzym, das sowohl zur Cholesterinsynthese als auch
zur körpereigenen Bildung von Coenzym Q10 benötigt wird.
Viele Betroffene berichten deshalb nach einigen Monaten von
Muskelschmerzen, Erschöpfung und Leistungsabfall.
Eine begleitende Zufuhr von Coenzym Q10 (50 - 100 mg Ubiquinol täglich)
hat sich hier bewährt, weil sie die Energiebereitstellung in den Mitochondrien
stabilisiert.
Auch Selen (100 - 200 µg) und ein gut eingestellter Vitamin-D-Spiegel
(meist 2.000–4.000 IE täglich) unterstützen den Stoffwechsel zusätzlich.
2. Protonenpumpenhemmer (PPI)
Pantoprazol, Omeprazol & Co. reduzieren die Magensäure – wichtig bei
Reflux, aber problematisch für die Aufnahme von Vitamin B12, Magnesium, Calcium
und Eisen.
Bei längerer Einnahme lohnt daher besonders ein Blick auf Vitamin B12,
das meist nur noch schlecht aus der Nahrung gelöst wird.
Hier reichen häufig 500 - 1.000 µg Methyl- oder Adenosylcobalamin
täglich, oral oder sublingual.
Auch Magnesium (200–400 mg, vorzugsweise Glycinat oder Malat) und, falls
nötig, Calcium (300–500 mg) können Defizite ausgleichen.
Eisen sollte nur ergänzt werden, wenn ein tatsächlicher Mangel vorliegt
– typischerweise mit 20 - 40 mg Eisenbisglycinat täglich.
3. Diuretika und andere Blutdruckmittel
Wassertreibende Medikamente erhöhen die Ausscheidung von Elektrolyten,
vor allem Magnesium, Kalium und Zink.
ACE-Hemmer und Betablocker greifen zusätzlich in den Energiehaushalt ein
und erhöhen den Bedarf an Q10.
Bewährt haben sich hier:
Magnesium: 300 - 600 mg täglich
Kalium über die Ernährung (2–4 g, z. B. aus Avocado, Tomaten, Spinat)
Zink: 15 - 25 mg täglich
und bei Herzmedikation häufig
auch Coenzym Q10: 50 - 100 mg täglich
Ein guter B-Komplex kann
zusätzlich helfen, den Energiehaushalt zu stabilisieren.
4. Kortison / Glukokortikoide
Kortison erhöht den Verbrauch mehrerer Vitamine und Mineralstoffe –
insbesondere Vitamin C und Vitamin D – und beeinflusst den Knochenstoffwechsel.
Bei längerer Einnahme empfiehlt sich daher eine begleitende Versorgung
mit:
Vitamin C: 500 - 2.000 mg täglich, verteilt über den Tag
Vitamin D: 3.000 - 5.000 IE täglich (bei entsprechendem Spiegel)
Vitamin K2 (MK-7): 100 - 200 µg täglich
Magnesium: 300 - 500 mg täglich
Zink: 15 - 25 mg täglich
und, falls notwendig, Calcium:
300 - 600 mg täglich
Damit lassen sich Müdigkeit, Infektanfälligkeit und Knochenschwäche
deutlich abfedern.
5. Metformin
Metformin greift in den Vitamin-B12- und Folatstoffwechsel ein – zwei
Vitamine, die direkt an Energie, Nervenleitung und Entgiftung beteiligt sind.
Hier hat sich eine begleitende Zufuhr bewährt von:
Vitamin B12: 500 - 1.000 µg täglich
Aktives Folat (5-MTHF): 400–800 µg täglich
Magnesium: 300 - 500 mg täglich
Vitamin D: 2.000 - 4.000 IE täglich
Coenzym Q10: 50 mg täglich
Das schützt vor Erschöpfung, Nervenschäden und erhöhten
Homocysteinwerten.
6. Antidepressiva
Antidepressiva greifen tief in den Neurotransmitterstoffwechsel ein, der
an B-Vitamine, Magnesium und Omega-3-Fettsäuren gebunden ist.
Begleitend haben sich bewährt:
B6 (als P5P): 20 - 40 mg täglich
Vitamin B12: 500 - 1.000 µg täglich
5-MTHF: 400 - 800 µg täglich
Magnesium: 300 - 500 mg täglich
Omega-3 (EPA/DHA): 1.500 - 2.500 mg täglich
Coenzym Q10: 50 - 100 mg täglich
Creatin: 5-20g täglich
Das stabilisiert Stimmung, Schlafqualität und Stressresilienz.
7. Antibabypille und Hormonpräparate
Östrogenhaltige Präparate erhöhen den Verbrauch an B-Vitaminen,
Magnesium, Zink und antioxidativen Nährstoffen wie Vitamin C und E.
Um den Stoffwechsel zu entlasten, haben sich bewährt:
B-Komplex: täglich 100 - 500 % RDA
Magnesium: 300–400 mg täglich
Zink: 10–20 mg täglich
Vitamin C: 500–1.000 mg täglich
Vitamin E (gemischte Tocopherole): 100–200 IE täglich
Selen: 100–150 µg täglich
Damit lassen sich viele klassische „Nebenwirkungen“ – wie
Stimmungsschwankungen oder Hautprobleme – deutlich mildern.
Was Du daraus mitnehmen kannst?
Medikamente und Mikronährstoffe sind kein Widerspruch.
Sie gehören zusammen.
Wer langfristig Medikamente einnimmt, profitiert enorm von einer
begleitenden Nährstoffstrategie.
Nicht blind supplementieren, sondern messen – und
dann gezielt handeln.
Regelmäßig geprüft werden sollten (idealerweise alle 6 Monate im
Vollblut):
- Vitamin D
- B12 (Holo-TC)
- Folsäure
- Magnesium
- Zink
- Selen
- Omega-3-Index
- Ferritin
- Coenzym Q10
- (mehr ist immer möglich, das ist eine Basis)
Wenn hier Defizite bestehen, lässt sich mit klaren Dosierungen und
hochwertigen Präparaten sehr viel erreichen – für weniger Nebenwirkungen, mehr
Energie, bessere Therapieerfolge.
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