Was kann die neue Abnehmpille (Orforglipron)?

 

Mit dem Einsatz von GLP-1-basierten Medikamenten begann eine neue Phase in der Therapie von Adipositas. Derzeit stehen orale Präparate und duale Agonisten zunehmend im Mittelpunkt der Forschung. Im Rahmen der Jahrestagung der European Association for the Study of Diabetes (EASD) 2025 wurden aktuelle Studiendaten vorgestellt.

Orforglipron – ein oraler GLP-1-Rezeptor-Agonist

Orforglipron ist ein oral verfügbarer GLP-1-Rezeptoragonist, der in einer Dosis von 25 mg bei Erwachsenen mit Übergewicht oder Adipositas zu einem signifikant stärkeren Gewichtsverlust im Vergleich zu Placebo führt. Laut Herstellerangaben aus August führte Orforglipron in einer Phase-3-Studie durchschnittlich zu einem Körpergewichtsverlust von 12,4 %, ein Ergebnis, das mit injizierbarem Semaglutid vergleichbar ist. Es ist bekannt, dass höhere Semaglutid-Dosen zwar effektiver sind, jedoch auch häufiger gastrointestinale Nebenwirkungen verursachen. Daher fokussiert sich die Entwicklung vermehrt auf neue Wirkstoffklassen und Kombinationstherapien, um Wirksamkeit und Verträglichkeit besser auszubalancieren.

Cagrilintid und Semaglutid: Gewichtsverlust über 22 %

Cagrilintid ist ein Analog des Peptidhormons Amylin, welches die Magenentleerung verzögert und das Sättigungsgefühl verstärkt. In der REDEFINE-1-Studie wurde die Wirksamkeit und Sicherheit der Kombination aus 2,4 mg Semaglutid und 2,4 mg Cagrilintid zur Behandlung von Übergewicht und Adipositas evaluiert. Die Forschenden untersuchen, ob die Kombination, die wie Semaglutid einmal wöchentlich subkutan appliziert wird, eine effektivere und potenziell gesündere Gewichtsreduktion bewirken kann, da mutmaßlich mehr Muskelmasse erhalten bleibt als bei einer Monotherapie. Diese Ergebnisse wurden unter anderem von Prof. Dr. W. Timothy Garvey, University of Alabama at Birmingham, präsentiert.

Für die Studie wurden 3.417 Erwachsene mit Übergewicht oder Adipositas ohne Diabetes eingeschlossen; die Mehrheit war weiblich (66,4 %) und weiß (70,8 %), das Durchschnittsalter lag bei 47 Jahren, das mittlere Körpergewicht bei 106,6 kg, ein BMI von 37,9 kg/m² und ein Taillenumfang von 114,1 cm. Teilnehmende mussten einen BMI von mindestens 30 kg/m² bzw. ab 27 kg/m² mit mindestens einer Begleiterkrankung aufweisen.

Über 68 Wochen erhielten die Teilnehmenden entweder die Kombination Cagrilintid/Semaglutid, Semaglutid allein, Cagrilintid allein oder ein Placebo, begleitet von Lebensstilinterventionen. Die Resultate zeigten, dass die Kombinationstherapie den größten Gewichtsverlust erzielte (durchschnittlich -20,4 %), gefolgt von Semaglutid (-14,9 %), Cagrilintid (-11,5 %) und Placebo (-3 %). Bei ausschließlicher Betrachtung therapietreuer Patientinnen und Patienten lag der mittlere Gewichtsverlust unter Cagrilintid/Semaglutid sogar bei -22,7 %.

Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen waren gastrointestinaler Natur; hiervon waren 54 % der Patienten in der Cagrilintid-Gruppe betroffen, verglichen mit 39,9 % unter Placebo. Zu den häufigsten Symptomen zählten Übelkeit (23,8 % vs. 12,6 %), Verstopfung (20,5 % vs. 11,6 %), Durchfall (15,2 % vs. 12,1 %) und Erbrechen (7 % vs. 4,1 %).

Prof. Garvey fasste zusammen, dass „bei Erwachsenen mit Übergewicht oder Adipositas ohne Diabetes die Behandlung mit Cagrilintid zu einer klinisch relevanten Reduktion von Körpergewicht und Taillenumfang bei einem günstigen Sicherheitsprofil führte“.

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