Wie gefährlich ist Mikroplastik in Teebeuteln für unsere Gesundheit ?

 

Wer Tee aus Kunststoffbeuteln trinkt, nimmt auch Mikroplastik zu sich. Welche Risiken das birgt und welche Alternativen es gibt

Ob in Waschmitteln oder Kosmetika: Mikroplastik findet sich heutzutage in vielen Produkten. Laut Umweltbundesamt handelt es sich dabei um Plastikstücke, die kleiner als fünf Millimeter sind.

Auch in der morgendlichen Tasse Tee lässt sich Mikroplastik finden – vor allem, wenn man auf Tee in Kunststoffbeuteln zurückgreift. Die oft pyramidenförmigen Beutel sind beliebt, denn sie sehen schön aus und sorgen auch dafür, dass sich das Teearoma besser entfalten kann als bei Papierbeuteln. Aber Vorsicht: Diese Teebeutel bestehen in der Regel aus Bio-Kunststoffen wie Polyactid (PLA). Sie sind nicht nur in der Natur schwer abbaubar, sondern geben auch Mikroplastik ins Teewasser ab. Das bestätigt ein Marktcheck von Greenpeace von Oktober 2024.

Übrigens: Auch die klassischen Papierbeutel enthalten oft kleine Mengen Kunststoff, zum Beispiel, um die Beutel zu verschließen oder das Material zu verstärken.

Wie viel Mikroplastik geben Kunststoffbeutel ab?

Kanadische Forschende konnten in einer Studie schon 2019 nachweisen, dass Kunststoffbeutel ab einer Temperatur von 95 Grad Celsius Mikroplastik freisetzen. Konkret waren es 11,6 Milliarden Mikroplastikteilchen und 3,1 Milliarden Nanoplastikpartikel in nur einer Tasse Tee.

Und das ist laut den Forschenden mehr als die Kunststoffbelastungen, die in anderen Lebensmitteln festgestellt wurden. Ein Beispiel: Wasser aus Einwegplastikflaschen enthält demnach weniger Mikroplastik als eine Tasse des Kunststoffbeutel-Tees.

Wie wirkt sich Mikroplastik auf den Körper aus?

Wenn Mikroplastik ins Gehirn gelangt, kann es die Durchblutung und Hirnfunktion stören. Mäuse zeigten im Tierversuch Verhaltensänderungen und neurologische Probleme. Fraglich ist aber, ob Mikroplastik auch das menschliche Gehirn schädigt.

Feinstaub kann die Lunge und andere Organe schädigen. Zum Feinstaub gehören auch kleine Kunststoffteilchen wie Mikroplastik. Die kleinsten dieser Partikel messen einen Mikrometer. Die größten Mikroplastik-Teilchen können bis zu fünf Millimeter groß sein und sind somit sogar mit bloßem Auge zu sehen. In einer aktuellen Untersuchung, die am 22. Januar 2025 im Fachblatt Science Advances veröffentlicht wurde, wurde Mikroplastik Versuchsmäusen mit Trinkwasser oder per Spritze verabreicht.

Das Forschungsteam aus China hatte das Mikroplastik mit fluoreszierendem Farbstoff markiert, um dessen Weg durch den Körper nachzuverfolgen. Schon nach 10 Minuten leuchtete es im Gehirn, wenn Mikroplastik den Tieren direkt gespritzt wurde. Über das Trinkwasser dauerte der Weg zweieinhalb Stunden.

 Würden die Plastikteilchen einfach im Blutstrom mit schwimmen und das Gehirn wieder verlassen, würde das - nach Ansicht der chinesischen Forschenden - keine größeren Schäden hinterlassen. Problematisch ist, dass sich Abwehrzellen im Gehirn über das Plastik hermachen.

Normalerweise fressen und bekämpfen sie Krankheitserreger. Die Abwehrzellen werden durch den sperrigen Inhalt relativ groß und unbeweglich. Sie sind nicht mehr so verformbar wie zuvor. Die Folge: Sie zwängen sich sehr langsam durch die kleinen Hirngefäße der Maus oder bleiben sogar darin stecken.

Mikroplastik führt zu neurologischen Problemen

Die Forschenden fanden auch noch eine Woche später verstopfte Äderchen im Gehirn. Das hatte Folgen: Die Tiere konnten sich schlechter orientieren. Außerdem bewegten sie sich langsamer als sonst und zogen sich stärker von der Gruppe zurück. Sie zeigten also depressive Tendenzen.

Das Team aus Peking spricht sogar von "Verstopfungen in Form von Thromben", also Blutgerinnseln. Der Gefäßforscher Karsten Grote vom Universitätsklinikum Marburg ist der Meinung, dass die Autoren an dieser Stelle ihre Ergebnisse überinterpretieren: "Wenn ich mir diese Bilder anschaue, kann ich eine Minderdurchblutung sehen. Aber es fällt schwer, da wirklich Gefäßverschlüsse zu sehen, im Sinne einer signifikanten Thrombose."

Einig ist sich die Forschungswelt, dass die Denkleistung zurückgeht, wenn das Gehirn schlecht durchblutet ist. Die zeitweisen Verstopfungen der Gefäße beeinträchtigen die Durchblutung des Gehirns im Tierversuch. Frühere Studien an Mäusen zeigen: Sind die Plastikteilchen besonders klein - kleiner als zwei Mikrometer - durchdringen sie sogar die Blut-Hirn-Schranke, die den Blutstrom von der Hirnsubstanz trennt, und richten neurologische Schäden an.

Wir nehmen wöchentlich fünf Gramm Mikroplastik auf

Noch ist nicht ganz klar, wie sich Mikroplastik auf das menschliche Gehirn auswirken könnte. Sicher ist nur, dass sämtliche Lebewesen, auch wir Menschen, sehr viel Mikroplastik aufnehmen und es wahrscheinlich zu Ablagerungen im Gehirn kommt.

Denn: Wir atmen Plastikteilchen ein, essen oder trinken es. Kunststoffteilchen finden sich in der Luft, im Grundwasser, im Meer, in Flüssen und im Boden. Studien zufolge nehmen wir bis zu fünf Gramm pro Woche auf - so viel wiegt eine Kreditkarte. Auch die Menge an Plastikmüll nimmt weltweit immer mehr zu. Da es Kunststoffe erst seit gut 100 Jahren gibt, hat die Evolution noch keine Enzyme entwickelt, die Kunststoffe abbauen könnten.

Mikroplastik fördert Entzündungen im Körper

Mikroplastik findet sich in der Umwelt, aber auch in vielen menschlichen Organen. Ein Forschungsteam in Italien hat zum Beispiel Mikroplastik-Splitter in verstopften Arterien von Patienten entdeckt. Das verdoppelte ihr Risiko, einen Schlaganfall oder Herzinfarkt zu erleiden. Außerdem haben Untersuchungen immer wieder gezeigt, dass Mikroplastik Entzündungen im Körper befeuert. Das kann Krankheiten wie Diabetes oder Rheuma nach sich ziehen. Karsten Grote: "Da sehe ich das Problem, dass wir unser Risiko für solche Erkrankungen durch eine vermehrte Exposition über Mikroplastik erhöhen."

Menschliches Gehirn und Mikroplastik

Beim menschlichen Gehirn geben Forschende aber vorsichtige Entwarnung: Die Versuchsmäuse bekamen eine extrem hohe Dosis Mikroplastik, die im Alltag nicht üblich ist. Außerdem sind menschliche Gefäße vergleichsweise groß und durchlässig.

Welche Alternativen gibt es zu Teebeuteln aus Kunststoff?

Wer seinen Tee genießen möchte, ohne sich Sorgen über Mikroplastik zu machen, greift am besten zu losem Tee. Der lässt sich in einem wiederverwendbaren Sieb aufbrühen und weist die beste Ökobilanz auf – und übrigens auch meist den besten Geschmack. Optimalerweise greifen Sie zu Bio-Tees.

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